Magengeschwüre sind Entzündungen der Magenschleimhaut, die entstehen, wenn die schützende Schleimschicht beschädigt ist.
Wie entsteht ein Magengeschwür?
Stell dir den Magen deines Pferdes als einen Beutel von 8 bis 12 Litern vor, in den das Futter über die Speiseröhre gelangt. Die untere Hälfte ist mit einer drüsenreichen Schleimhaut ausgekleidet, die Magensäure produziert. Diese hilft nicht nur bei der Verdauung, sondern macht auch mit aufgenommene Bakterien und Schadstoffe unschädlich.
Die obere Hälfte hat eine andere, weniger widerstandsfähige Auskleidung. In der Natur frisst ein Pferd fast ständig energiearmes, faserreiches Futter, wodurch der Magen stets etwas gefüllt ist. Speichel und Futter dämpfen die Säure. Bei zu geringer Futteraufnahme wird die Säure zu stark, wodurch die Schleimhaut angegriffen wird – es entstehen Entzündungen. Ähnlich ist es bei großen Kraftfutterportionen: Weniger Speichel, voller Magen, und die Säure gelangt weiter nach oben.
Folgen eines Magengeschwürs
Magengeschwüre beeinträchtigen die Leistung von Sportpferden. Bei einem Experiment mit Rennpferden wurde Raufutter entzogen, um Geschwüre zu erzeugen. Die Hälfte erhielt Medikamente, die andere nicht. Die unbehandelten Pferde waren schneller erschöpft, hatten eine kürzere Schrittlänge und geringere Sauerstoffaufnahme. Laut Linda van den Wollenberg, Tierärztin bei der GD: „Das zeigt, dass Magengeschwüre die Leistung beeinträchtigen. Wenn ein Pferd durch Schmerzen weniger frisst, fehlen zudem wichtige Nährstoffe – beides kann zusammenhängen. Jedenfalls bedeutet eine Entzündung, dass der Körper Ressourcen für die Heilung aufwendet – die Gesundheit ist dann nicht optimal.“
Symptome eines Magengeschwürs
Es gibt verschiedene Anzeichen für Magenprobleme. Das Problem: Kein Symptom weist eindeutig darauf hin. Manche Pferde zeigen gar nichts, andere nur vage Hinweise. Keine Symptome bedeutet nicht automatisch, dass alles in Ordnung ist. Selbst bei Verdacht kann man von außen nichts sicher erkennen. Nur eine tierärztliche Untersuchung mit einem Endoskop – einer Kamera mit Licht, die durch die Nase in den Magen geführt wird – kann Gewissheit geben.
Mögliche Symptome sind:
Behandlung von Magengeschwüren
Wenn dein Tierarzt ein Magengeschwür diagnostiziert, ist oft die Gabe eines Säureblockers notwendig. Noch wichtiger ist jedoch, Fütterung und Management zu überprüfen. Bei Menschen ist eine bestimmte Bakterie für Magengeschwüre bekannt – bei Pferden bislang nicht. Deshalb sind Antibiotika keine Lösung.
Risikofaktoren im Überblick
Zu wenig Raufutter
Im Gegensatz zum Menschen produziert das Pferd hauptsächlich beim Kauen Speichel. Dieser neutralisiert Magensäure. Bei zu wenig Raufutter wird zu wenig gekaut – das Risiko für Magengeschwüre steigt. Eine fast freie Raufuttergabe unterstützt die Speichelproduktion und reduziert somit das Risiko.
Kraftfutterreiche Ernährung
Beim Kauen von Kraftfutter entsteht weniger Speichel. Zutaten wie Stärke und Zucker verändern zudem die Verdauung im Vergleich zu Raufutter – ein Risikofaktor für Geschwüre.
Medikamente
Einige Medikamente wie Schmerzmittel, Kortikosteroide und Wurmkuren können die Magenschleimhaut schwächen und so Säureschäden begünstigen.
Stress
Stress führt zur Ausschüttung von Stoffen, die die Magenschleimhaut empfindlicher machen. Pferde erleben Stress bei unzureichender Fütterung, Bewegung oder Sozialkontakt.
Intensives Training
Bei starker Belastung kontrahiert der Magen häufiger. Dadurch kommt Magensäure leichter in Kontakt mit ungeschützten Bereichen. Besonders bei leerem Magen fehlt der schützende Raufutterpuffer, was das Risiko erhöht.
Magengeschwüre vorbeugen
Fütterung und Haltung sind entscheidend. Speichel neutralisiert Magensäure – daher ist dauerhaftes Raufutter wichtig. Ist Übergewicht ein Problem, hilft energiearmes Heu, ein engmaschiges Heunetz oder ein Fressmaulkorb. Pferde brauchen auch nachts Raufutter – in freier Natur fressen sie 16–18 Stunden pro Tag.
Quelle: Pavo